[Descriptions of orchid genera] [manuscript], 1880-1908. Manuscript 11

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Manuscript orchid diagnoses, letters, original botanical sketches, chromolithograph botanical prints, off-prints of journal articles, and leaves of printed texts, dated between 1880 and 1908, compiled by Friedrich ("Fritz") Kranzlin, in Gross Lichterfelde (Berlin),Germany, and used in preparation of his work, Orchidacearum genera et species, only 2 v. of which were published in Berlin by Meyer & Muller (v. 1 in 1901 and v. 2, pt. 1 in 1904). The bulk of the material consists of small pencil sketches or tracings of orchids on tracing paper, accompanied by Kranzlin's diagnoses, or technical descriptions in Latin of the distinguishing characteristics of the various orchid genera, following a previously-published arrangement, as evidenced by the green cloth book spines, gold-stamped with title "Orchidaceae" and vol. numbers, which are found in each bundle. There are also more detailed original drawings of orchids in pencil, or pen-and-watercolor. Accompanying Kranzlin's copious drawings and notes, are numerous prints of orchids--line-engraved and hand-colored, or chromolithographed-- by well-known botanical illustrators J.N. Fitch, Miss [Sarah Ann] Drake, and Jeanne Koch, by botanists such as Harry Bolus, and F.C. Lehmann. and by lithographers including the Belgian artist Francois Stroobant, and printed by George Barclay, Emil Laue, L. Snelling, and C.F. Schmidt. Many of these prints have been taken from botanical periodicals such as "The garden", "L'orchidophile", and "Gartenflora". There are also printed leaves from botanical texts, horticultural society proceedings, and periodicals such as "The gardeners' chronicle", and offprints of articles on orchids by Kranzlin and other botanists which appeared in journals including "Queensland agricultural journal", "Garten-Zeitung", and "Gartenflora".

Date Original: 1880-1908
Type: Text; Image
Time Period: 1880s (1880-1889); 1890s (1890-1899); 1900s (1900-1909)
Language: lat; deu;
Source: Rare QK495.O64K74
Repository: Illinois Digital Archives

Lenhardt Library of the Chicago Botanic Garden catalog record for this work is available here.

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sehr charakteristisch. Die seitlichen äusseren [äußeren] Perigonblätter (sepala) stellen alsdann die Flügel, und die seitlichen inneren (petala) die Fühlhörner des Insekts dar.

Die Linné'sche Ansicht über den specifischen [spezifischen] Werth [Wert] der Ophrys - Formen, welche merkwürdiger Weise [merkwürdigerweise] auch neuerdings in dem kürzlich verstorbenen englischen Botaniker Moggridge, der diese Gattung Jahre lang an der ligurischen Küste studirte [studierte], einen Vertheidiger [Verteidiger] gefunden hat, kann als ein vollgültiges Zeugniss [Zeugnis] für ihre nahe Verwandtschaft, also für die Natürlichkeit der heutigen Gattungsbegrenzung gelten; sie erinnert an die ähnlichen Anschauungen des grossen [großen] schwedischen Naturforschers über die Medicago-Formen. Indess [Indes] bei Ophrys wie bei Medicago hat man eine Anzahl wichtiger und zum Theil [Teil] auch leicht aufzufindender Merkmale in Betracht gezogen, durch welche sich das anscheinende Chaos der Formen sicher und ohne allzu grosse [große] Schwierigkeiten in eine Anzahl scharf geschiedener Arten gliedern lässt. Als solche gelten bei Reichenbach hauptsächlich die Form und Bekleidung der Petala, die bei manchen Arten kahl, bei anderen sammetartig behaart sind; die Form der Lippe (bei manchen ungetheilt [ungeteilt], bei anderen dreilappig), die Richtung ihrer Ränder, das Vorhandensein oder Fehlen resp. die Richtung eines kahlen Anhängsels an der Spitze der Lippe resp. ihres Mittellappens, die Form und der Ort der kahlen Stellen.

Die Mehrzahl dieser Merkmale ist geeignet, die beiden Eltern des fraglichen Bastardes auf den ersten Blick von einander zu trennen, so dass die intermediäre Stellung des letzteren ebenfalls mit der grössten [größten] Leichtigkeit festzustellen ist. Bei Ophrys aranifera sind die drei Sepala grünlich, die beiden seitlichen Petala nahezu von der Länge der Sepala, zungenförmig, am Grunde kaum verbreitert, gelbgrün, kahl. Die länglich-verkehrt-eiförmige Lippe ist in der Regel ungetheilt [ungeteilt], mit stark zurückgeschlagenen Seitenrändern, an der meist ausgerandeten Spitze öfter mit einem Spitzchen, aber nicht mit einem deutlichen Anhängsel versehen. Die graubläulichen kahlen Flecke stellen ungefähr ein stark in die Länge gezogenes H dar. O. fuciflora hat hingegen blassrosa gefärbte Sepala, sammetartig behaarte, röthliche [rötliche], dreieckige, am Grunde etwas herzförmige, seitliche Petala, die viel kleiner als die Sepala sind, und eine breit-verkehrt-eiförmige, flache, wenig an den Rändern rück- [rückwärts]

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wärts [rückwärts] gebogene Lippe, welche an der Spitze ein aufwärts gekrümmtes, kahles, vorn dreizahniges Anhängsel trägt. Am Grunde der Lippe befindet sich in der Regel jederseits ein hornähnlicher, gerade vorwärts gerichteter behaarter Höcker; bei O. aranifera genuina Rchb. fil. fehlen diese Höcker, die auch bei unseren Bastardformen nicht vorhanden sind, während sie z. B. die ebenso wie die Hauptform verbreitete var. fucifera (Sm.) Rchb. fil. besitzt. Die grünlich - gelben kahlen Stellen haben meist die Gestalt eines H, welches mindestens so breit als hoch ist und unter dem sich häufig noch ein kahler Querstreifen oder auch zwei rundliche kahle Flecke befinden, wie sie auch an einer der beiden von Herrn Lauche cultivirten [kultivierten] Bastardpflanzen erscheinen.

Bei unserem Bastarde sind die Sepala grünlich-weiss [weiß], die seitlichen Petala, welche halb so gross [groß] als die Sepala oder etwas grösser [größer] und zungenförmig sind, gelblich-grün, besonders am Rande etwas sammetartig papillös, die Lippe ist an den Rändern ziemlich stark zurückgerollt und trägt an der Spitze ein gerade vorwärts gerichtetes, zwar kleines aber deutliches, spitzes Anhängsel. Die kahlen Stellen sind lila, gelblich berandet. Es liegen von diesem Bastarde zwei nur wenig verschiedene Formen vor. Bei der einen, welche eine der O. aranifera etwas nähere Form darstellt, sind die seitlichen Petala schmäler, länger und mehr gelblich - grün, die Lippe und ihre kahlen Stellen etwas mehr in die Länge gezogen, während bei der anderen, die sich der O. fuciflora etwas mehr nähert, die seitlichen Petala mehr weisslich [weißlich], breiter und kürzer, die Lippe und die kahlen Stellen mehr in die Breite gezogen sind. Beide Formen sind durch die Bildung der seitlichen Petala auffallend von O. fuciflora, durch das Anhängsel an der Spitze der Lippe von allen Formen der O. aranifera verschieden. Die Grenier-Philippe'sche Pflanze, von der Vortr. durch die Freundlichkeit des Herrn Dr. Bonnet ein OriginalExemplar aus dem Pariser Museum erhielt, stimmt in allen wesentlichen Merkmalen u. a. "divisions périgoniales intérieures de moitié plus petites [que les extér.], labelle muni en avant dans l'échancrure d'un appendice court, glabre et porrigé", mit den hier abgebildeten Formen überein. Unterschiede sind nur in weniger wichtigen Merkmalen zu finden. Die seitlichen Petala sind etwas breiter und kürzer, und die

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nicht ganz fehlende papillöse Bekleidung ihrer Ränder so unscheinbar, dass Grenier sie glabres nennt; ihre Farbe ist vom Autor nicht angegeben, scheint aber nach dem trocknen Exemplar grünlich zu sein. An diesem Exemplar finden sich an der Lippe zwei sehr starke Höcker, doch unterscheidet Grenier 3 Formen; α. cornuta mit langen, β. mammosa mit kurzen, Ɣ. explanata ohne Höcker. Grenier hat für seine Pflanze den Verdacht der Hybridität nicht ausgesprochen, welcher an Ort und Stelle zu prüfen ist. Für die hier abgebildete Pflanze kann Vortr. nach Vergleich mit den angenommenen Stamm-Arten an der Richtigkeit von Herrn Lauche's [Lauches] Annahme hybrider Abstammung nicht zweifeln. Bei der Geringfügigkeit der oben erwähnten Merkmale, welche die französische Pflanze von der von Herrn Lauche cultivirten [kultivierten] trennen (bei Bastarden kann ja ohnehin eine völlige Identität zweier an verschiedenen Orten und in verschiedenen Zeiten entstandenen Formen nicht erwartet werden), scheint es dem Vortr. indess [indes] vorläufig weniger gewagt, letztere als Form der ersteren unterzuordnen, als sie durch eine eigene Benennung für wesentlich verschieden zu erklären.

Wenn wir schliesslich [schließlich] noch Ophrys arachnitiformis nach alter Sitte durch eine lateinische Diagnose charakterisiren [charakterisieren] wollen, so würde sie, dem Vorbilde der Reichenbach'schen sich anschliessend [anschließend], etwa folgendermaassen [folgendermaßen] lauten:

Ophrys arachnitiformis Gren. et Phil. (aranifera × fuciflora).

Perigonii phyllis lateralibus internis ligulatis elongatis margine parce papilloso-velutinis, labello oblongo - obovato margine revoluto convexo, signis fere aeque latis ac longis, appendice minuta porrecta acuta.

Weiteren Nachforschungen bleibt es vorbehalten, zu ermitteln, ob nicht auch Ophrys exaltata Ten. den beschriebenen Bastardformen nahe steht oder gar mit denselben zusammenfällt. Reichenbach fil. (l. c. p. 92) betrachtet die vom Autor (Fl. Nap. II p. 306 tab. 96) beschriebene und abgebildete Pflanze als eine zweifelhafte, der O. aranifera sehr nahe stehende Art, hat aber von Gussone unter diesem Namen Ophrys hiulca v. Sprun. (sowie schon früher sein Vater von Tenore selbst O. fuciflora) erhalten. Grenier (l. c. p. 7) beschreibt als Ophrys exaltata Ten. eine Pflanze, deren Blüthen [Blüten] durch ihre Grösse [Größe] und die weisse [weiße], oder selbst blass-rosenrothe [rosenrote] Färbung

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der Sepala an O. fuciflora erinnern, die indess [indes] in ihren Merkmalen der O. aranifera weit näher steht. Die zwei seitlichen Petala sind "ciliolés et plus ou moins pubescents, d'un brun pâle mêlé d'une teinte légèrement verdâtre"; die Lippe ist in der Ausrundung mit einem kurzen Anhängsel versehen, die kahlen Stellen "très-brunes".

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Separat - Abdruck aus der Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preuss. Staaten. (Oktober-Heft 1878.)

Ophrys arachnitiformis Gren. et Phil. (aranifera × fuciflora).

Von

P. Ascherson.

(Hierzu Tafel VI.)

Am 10. Mai 1877 hatte ich die Freude, die ausgezeichnete Sammlung europäischer Orchideen in voller Blüte zu sehen, welche Herr Inspektor W. Lauche nach der in vorstehendem Aufsatze mitgeteilten Methode und mit dem Erfolge, der seine mit umfassender Sachkenntniss geleiteten und von nie verlöschender Liebe zur Sache getragenen Bestrebungen stets begleitet, in Kultur erhält. Unter den zahlreichen Ophrys-Formen, welche er zum Teil selbst ihren natürlichen Standorten in Thüringen entnommen hatte, machte Herr Lauche mich auf einige aufmerksam, die ihm zu keiner der beschriebenen Arten zu gehören schienen und für die er daher den Verdacht einer hybriden Abstammung von den benachbarten Arten O. muscifera Huds., O. aranifera Huds. und O. fuciflora (Seg.) Rchb. (= arachnites Murr.) aussprach. Die weitere, genauere Ermittelung des Sachverhalts übertrug er mit schon so oft erprobter Freundlichkeit mir, und hatte ich bald die Genugtuung, mich zu überzeugen, dass seine Deutungen vollkommen gegründet waren. Von den mir übergebenen drei Formen erwies sich die eine als ein Bastard von O. muscifera und O. aranifera, der am nächsten der von G. Reichenbach in seiner classischen Iconographie der europäischen Orchideen (Icones florae germ. et helv. Vol. XIII. XIV. pag. 79 tab. 113 I.) beschriebenen und abgebildeten O. hybrida Pokorny zu stehen scheint. Die beiden anderen, einander sehr ähnlichen Formen sind

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