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12.8.[1936]
Der Führer hat Ribbentrop zum Botschafter nach London ernannt. Das erscheint mir als eine nach jeder Richtung glückliche Lösung der seit vielen Wochen behandelten Frage. R. wollte durchaus nicht weg, sondern hier bleiben mit heftigem Willen, Neuraths Stelle einzunehmen u. ständig in der Nähe des Führers bleiben zu können. Während wir schon über 10 Jahre kämpften war R. Vertreter seiner angeheirateten Sektfabrik Henckell u. Vertreter einer engl. Whiskyfabrik. Hatte viele geschäftliche Beziehungen nach London, hier zu Papen usw. Die Vermittlung, die er 1932 durchführte, war für den Führer sehr bedeutungsvoll u. er fühlte sich R. ausserordentlich verpflichtet. Wenn R. in der Zeit in London etwas für Deutschland erreichte, so wird jeder das freudig anerkennen. Dass er sich selbst durch Eitelkeit u. Arroganz im Wege steht, ist allerdings kein Geheimnis. Die Art, wie er, gleich als die Sonne über ihm zu scheinen begann, sich betragen hat, habe ich in Briefen an ihn niedergelegt. Andere haben ähnliches erlebt, so dass sein persönlicher Ruf in Londoner Klubs denkbar schlecht ist. Er hat glücklichen Start: durch die spanischen Zustände fangen die ahnungslosen Gouvernanten selbst in London zu begreifen [sic], was Bolschewismus bedeutet. Wenn R. nicht ganz ungeschickt ist, hat er jetzt Wind zum Segeln. Im übrigen ist in L. seine Aufgabe gegeben u. umgrenzt, er wird hier nicht mehr so herumdilettieren können, wie bisher. Sein „Büro“ wollte die ganze Welt umfassen, ohne Menschen mit Kenntnissen.
R. hatte auch Goga gesprochen. Dieser fragte mich: „Was ist eigentlich Herr v. R.? Er sprach die ganze Zeit sentimental von der deutsch-ungarischen Waffenkameradschaft u. stellte über Rumänien viele elementare dilettantische Fragen.“

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