Alfred Rosenberg diary

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21.8.[1936]
Heute erfahre ich, warum Hptm. Fürstner, der die Organisation des Olymp. Dorfes durchgeführt hatte, einem „Unglücksfall“ erlitten hatte erlegen war. Es hatte sich seit war vor einiger Zeit erwiesen worden, dass er jüdisches Blut hatte; er war deshalb wurde [er] zurückgesetzt worden. Er tat noch Dienst bis zum Ende des Olympias, dann hatte er einen Nervenzusammenbruch u. verübte Selbstmord. Einer dieser vielen tragischen Grenzfälle. Er war sicher nach der germanischen Seite ausgemendelt worden – alle Achtung vor seiner Tat.
Kürzlich wurden Schriften eines katholischen Pfarrers Huber vom „heiligen Vater“ auf den Index gesetzt. Ich habe sie mir hierherkommen lassen u. gelesen. Die Schrift „Vom Christentum zum Reiche Gottes“ ist mit kirchlicher Genehmigung im rein kath. Verlag Pustet, Regensburg, erschienen. Hat zahlreiche begeisterte Anerkennungsschreiben von kath. Professoren, Bischöfen usw. [sic] Und nun der Bannstrahl. Huber ist fromm, und gerade deshalb, weil er fromm und nicht juristisch frech ist, deshalb ist es verständlich, dass das jesuitische Rom auch diesen harmlosen Versuch echterer, freierer Seelenregung totzumachen sich bemüht.
Paar Sprüche: „Man hat eine abgestandene Moralbrühe mit ‚Wahrheit‘ etikettiert, für ‚Christentum‘ ausgegeben, kein Wunder, dass der Appetit jetzt mehr nach anderem steht!“
Das ist bitter für Bischöfe u. Kardinäle,

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denen diese Brühe von den Chorhemden heruntertropft.
Weiter: „Ja, es steckt oft soviel Ja im Neinsager und soviel Nein im Jasager, soviel Glaube im Ungläubigen und soviel Unglaube im Gläubigen, ohne dass wir es ahnen. Wenn wir einmal dieses psychologische Rätsel erfasst haben, wie oft der Mensch in bestimmten Situationen gerade um des Ja willen Nein sagen muss, dann werden wir auch anders denken über gewisse ‚Feinde des Christentums‘.“
Das ist tief menschlich; deshalb haben sich die Faulhabers und Konsorten, die aufgeblasen wie die Truthähne ihre Unfehlbarkeiten verzapfen, wahrscheinlich geohrfeigt gefühlt. Und die Ober-Medizinmänner in Rom haben die Index-Kongregation bemüht.
Ein Mensch in Rom? Fort mit ihm!
Den Nachmittag über amtliche Besprechungen. U. Rede zum Partei-Kongress diktiert. Wieder über Bolschewismus. Jetzt beginnen auch die Gouvernanten der demokratischen Diplomatie etwas von Weltgeschichte zu begreifen. Aber doch noch wenige.
Dazu Ansprache vor dem D. Auslandsinstitut, da ich nicht hinkann.
Im übrigen das Lesen der Werke des Amerikaners Dreiser beendet. Ein Mann typischer künstlerischer Verwahrlosung, der alles vierfach ausschmiert, „Kunst“ mimt, Velasquez u. Sargent in einem Atemzuge nennt u. wegen höchst uninteressanter Typen Tausende von Seiten schreibt. Es wird noch lange dauern, ehe Amerika begreift, wo die Kunst beginnt.

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22.8.[1936]
Darré liegt unten unbeweglich in Gips wegen seiner gerissenen Archillessehne. Wir unterhielten uns über alles mögliche. U.a. brachte er das Gespräch auf die Zwiefachheit München – Berlin. Trotz allem werde man in München politisch beiseite stehen, Berlin bleibe das politische Zentrum. Ein Problem also, das viele von uns beschäftigt. Ich sagte ihm, dass ich gerade während der Olympischen Spiele auch darüber nachgedacht hätte. Diese sind eine grosse Tat Spartas gewesen. Auch Griechenland hatte zwei Pole: Athen u. Sparta. Das Unglück war, dass der künstlerische Pol auch politisch herrschen wollte. Deutschland habe Weimar – Potsdam, heute München – Berlin. So gut es sei, in München jene Parteistellen zu bauen, die abseits des unmittelbaren Tagesgeschehens lägen, so bleibe Berlin die politische Zentrale, ja müsse noch viel monumentaler zu diesem Zweck ausgebaut werden. Es wäre falsch, auch nur daran zu denken, das Athen Deutschlands zu einem leitenden politischen Zentrum auszubauen. Es habe eine andere Mission, sich selbst geschaffen u. die Tatsache, dass der Führer einmal aus dem Süden kam, macht es erst recht möglich, alle Deutschen mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass das deutsche

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