Alfred Rosenberg diary

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Ende Juli [19]36.
Da ich für eine dauernde Führung eines Tagebuchs doch kein Talent habe, will ich es mit knappen Zusammenfassungen der Dinge versuchen; denn es spielt sich so viel ab, dass es für eine spätere Zukunft vielleicht doch nicht ganz ohne Reiz ist, den Verlauf des Gestaltenwandelns in allen führenden Stellen nachzuweisen. Zudem scheinen manche Dinge so grundsätzlicher Natur, dass ich meinen heutigen Standpunkt einmal festlegen will.
Über die kulturelle Formung gehen Temperamente u. Ansichten noch sehr auseinander. Mehr, als vor 1933, als nur wenige darüber sprachen, während das Gebiet des geistig-kulturellen Lebens heute ein Tummelplatz oft für jene ist, die andere Weiden abgegrast haben. Goebbels hat zielbewusst versucht, seine Kulturkammer über das Ständische hinaus zum Gross-Repräsentativen und zugleich nationalsozialistisch gestaltenden Zentrum auszubilden. Das hat ihm äusserlich viel, innerlich wenig gefrommt. Man kann von einem Instrument nicht das ganze Orchester verlangen. Ich habe ihm dies schon lange in einem Briefwechsel bezeugt (Fall R. Strauss, Hindemith usw.) und schliesslich die Art seines „Reichskultursenats“ als charakterliche Verwilderung schriftlich allen Reichsleitern gegenüber bezeichnet. Aber die Untertanengesinnung steckt auch vielen N.S. noch im Leibe: sie rechnen mit den Exekutiv-Möglichkeiten des Propaganda-Ministers auf verschiedenen Gebieten und wollen sich deshalb nirgends exponieren. Sie sehen zu, wie ich den Kampf führe ... Ich habe dem Führer über den „Reichskultursenat“ eine Denkschrift überreicht, dann noch mündlich meine Anschauung begründet, dass die Zusammensetzung ein Hohn auf die n.s. Weltanschauung sei. Er sagte: „Sie haben ja recht ... Wir werden schon einen Weg finden ... Vielleicht ist es gut, dass es so gekommen ist...“ – Aber unterdes hat G. seine Exekutiven ruhig weiter ausgebaut u. flagrante Fehlschläge scheinen nicht zu schaden. Zu den Heidelberger Festspielen anlässlich der 650-Jahresfeier liess die Kulturkammer vor dem Schloss tanzen. Und zwar: Czardass, polnischen Tanz, Niggerstep! Rust u. Frank

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wahren [sic] wütend. Nun kämpften wir seit Jahren gegen Niggerweisen – und diese treten als unsere Festtänze auf! Rust drückte sich von dieser Feier überhaupt.
Während die NS-Kulturgemeinde in München

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10.8.[1936]
Das Olympia hat viele Gäste gebracht. Obgleich ich mit der ganzen Sache weniger zu tun habe, habe ich doch verschiedene Besuche gehabt, die nicht ohne Interesse sind. U.a. Goga. Er hatte sich aufgemacht, um zu sehen, ob meine Unterstützung Wert hätte. Sein sehnlichster Wunsch, vom Führer empfangen zu werden. „Im[portance] des apparences“ – Politik wolle er mit mir besprechen. Nun hatte König Carol hier „protestieren“ lassen gegen die deutsche Einmischung in rumänische Politik, wie mir der Führer neulich zum Mittagessen sagte – mit entsprechender Kennzeichnung des Königs ... So hatte ich keine besondere Lust, Goga vorzulassen. Als er aber mitteilte, Carol habe seiner Reise nach Berlin zugestimmt, trug ich keine Bedenken, dem Führer den Empfang zu empfehlen. Der Führer sagte: „Glauben Sie, dass es Zweck hat? Ich habe die Rumänen abgelehnt, um Titulescu nicht auch empfangen zu müssen.“ Ich erwiderte, so wie die Dinge lägen (Griechenland) werde Rumänien sich entscheiden müssen, Titulescu sei nicht unsterblich. Ein Empfang Gogas würde seine Energien austarieren[?]. – Die Präsidialkanzlei versuchte dann den Empfang zu vereiteln, aber ich setzte ihn doch durch und Goga dankte mir tränenfeucht (s. Aktennotiz über Führerbesuch a. Besuch b. Hess). Der kommende politische Vertrag zwischen D. u. R. wurde dann von uns allein durchgesprochen, Handelsabkommen von Malletke vorgelegt. Ein Mittag beschloss diese Zusammenkünfte u. Goga liess am Abschied meine Hand nicht mehr los und versprach treueste Bundesgenossenschaft im grossen Kampf.
Mit Vansittart traf ich mich bei Hess nach 3 Jahren. Im Unterschied zu der Eiseskälte in London 1933 war er jetzt sehr aufgeräumt. Scheinbar. – Über die Neger aus U.S.A. ist er – nebst allen Briten – sehr böse, drücken sie doch die Engländer in Olympia ganz an die

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